Dutzende Katzen in verwahrloster Laube: Vet-Amt belässt Tiere im Dreck

Es sind Bilder, die schockieren. In einem schmalen Wohnungsanbau kauern rund 22 Katzen und Kitten zum Teil in völlig verdreckten Kaninchenkäfigen und abgenutzten Plastikboxen, einige laufen frei über den mit Kot verschmutzten Boden. Die Luft ist extrem stickig, der beißende Geruch nach Urin und Kot schier unerträglich. Die Tiere wirken kränklich und verstört. Ein paar Krümel Futter finden sich in den Käfigen, Wasser fehlt völlig.

Der selbst gemauerte Anbau gehört zu einer Wohnung an der Flughafenstraße in Dortmund-Hostedde. Der Mieter ist längst ausgezogen. Am Pfingstmontag entdeckt die Vermieterin, dass der Mann trotz seines Auszugs in den engen Räumen des Anbaus Katzen züchtet – wohl zum illegalen Verkauf, vermuten Nachbarn. Sie hatten bei der Arche90 Alarm geschlagen wegen des unaushaltbaren Gestanks.

Es ist nicht das erste Mal, dass uns der Fall gemeldet wurde. Bereits vor zwei Monaten informierte Gabi Bayer das Veterinäramt über einen vorliegenden Verdacht. „Damals kamen wir aber nicht in den Anbau rein, wir konnten nur durch die Fenster einige Fotos schießen“, erinnert sie sich. Dieses Mal kann sie sich allerdings selbst ein Bild von den schrecklichen Zuständen machen. Geändert hat sich in der Zwischenzeit offenbar nicht viel.

Gabi Bayer ist sofort klar, wie ernst die Lage ist. Ingesamt findet sie in den behelfsmäßigen Schuppen acht erwachsene Katzen und 14 Kitten. Sie ruft die Dortmunder Polizei hinzu. „Die Beamten sind wegen des ekelhaften Geruchs und der schrecklichen Zustände fast rückwärts wieder rausgegangen“, erzählt sie, „die waren richtig schockiert.“

Die Polizei informiert das Veterinäramt. Der zuständige Behördenleiter trifft wenig später am Einsatzort ein. „Wir haben natürlich erwartet, dass sofort alle Tiere da rausgeholt werden“, betont Gabi Bayer. Doch der zuständige Vertreter trifft eine Entscheidung, die die Tierschützerin und die Polizeibeamten gleichermaßen entsetzt. Lediglich sechs Katzen dürfen den verwahrlosten Anbau verlassen – und das auch nur auf Drängen eines Kripo-Beamten hin. Der Rest soll weiterhin in den winzigen, verdreckten Kaninchen-Käfigen leben. An den Geruch gewöhne man sich doch, heißt es vom Vertreter des Veterinäramtes.

Gabi Bayer fehlen die Worte. Sie kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. Den Katzen fehlt es an lebensnotwendigem Wasser, der Besitzer füttert sie nicht ausreichend, benutztes Katzenstreu stapelt sich in stinkenden Säcken in den Ecken des Anbaus. Die Tiere können sich in den engen Käfigen kaum bewegen und sind mit Kot verdreckt, die Luft ist stickig, Tageslicht fehlt zum Teil komplett. „Wie kann ein ausgebildeter Tierarzt so etwas in Ordnung finden?!“, fragt Gabi Bayer empört. „Ich kann nachts kaum schlafen, wenn ich mir vorstelle, dass die Katzen weiter so dort leben müssen.“

Das Veterinäramt hat dem Halter Auflagen erteilt. Er muss die Räume reinigen und die Katzen beim Tierarzt untersuchen lassen. Dies soll innerhalb einer „kurzen Frist“ geschehen, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Außerdem muss er aufgrund der Käfighaltung mit einem Bußgeld rechnen.

Tierschützerin Gabi Bayer reicht das bei Weitem nicht. „Unser Verein hat angeboten, alle Tiere in unserer Quarantäne-Station aufzunehmen und ins Tierheim zu bringen, sobald dort genug Platz ist“, so Gabi Bayer, „Das Angebot wurde aber abgelehnt.“. Sie ist entsetzt und enttäuscht – und will so lange kämpfen, bis die letzte Katze aus den Anbau gerettet wird. „Das sind wir ihnen schuldig.“