Unser Aufreger des Monats

2,w=650,c=0.bildAnfang April 2016 erreichte uns der Hilferuf des Besitzers eines ehemaligen Arche-Hundes.

Über die Arche wurde vor Jahren „Colin“, ein Harzer Fuchs (gehört zur Rasse der Altdeutschen Hütehunde) vermittelt, der mittlerweile 14 Jahre alt ist und sich seit 2 Jahren wg. Blasenproblemen in tierärztlicher Behandlung befindet.

Als die Probleme heftiger wurden und die Haustierärztin lieber einen Spezialisten für die Urologie hinzuziehen wollte, wurde Colin an eine Bocholder Tierklinik überwiesen.

Vor Ort wurde dem Besitzer mitgeteilt, dass der Hund über Nacht stationär aufgenommen werden müsse, um ihn unter Beobachtung zu haben.

Anderntags meldete sich die Tierklinik telefonisch beim Hundebesitzer, um ihm mitzuteilen, dass die Blasen-OP (!!) gut verlaufen sei und er Colin abholen könne.

Herr F. fiel aus allen Wolken, da bei der Aufnahme weder das Thema OP angesprochen wurde, noch hatte er seine Zustimmung zu einer OP gegeben. Angesichts des Alters des Hundes (14 Jahre) und seines sonstigen gesundheitlichen Zustandes, hätte er die Zu-stimmung zu einer OP keinesfalls erteilt.

Die Tierklinik informierte darüber, dass für die OP-Kosten in Höhe von rd. 1.400 €uro angefallen seien. Herr F. ist Hartz IV-Empfänger und konnte diese Kosten nicht begleichen. Auch der Vorschlag der Klinik, die Hälfte des Betrages sofort zu zahlen, den Rest innerhalb von 14 Tagen, löste das Problem nicht, da das Geld einfach nicht da ist.

Die Klinik weigerte sich daraufhin den Hund an den Besitzer zurück zu geben; problematisch: Für jeden weiteren Unterbringungstag in der Klinik sollten weitere 20,00 €uro Pflegekosten anfallen.

Da der Hund ein ehemaliges Arche-Tier ist, fragte der Besitzer an, ob wir hier eine Lösung anbieten können. Zunächst rieten wir dazu, noch einmal mit der Tierklinik zu sprechen, ob nicht doch eine gütliche Einigung möglich wäre, außerdem wurde die überweisende Haustierärztin gebeten, sich ebenfalls für den Tierbesitzer zu verwenden.

Doch eine solche Reaktion, wie vom Leiter der besagten Tierklinik hätten auch wir nicht erwartet: Auf eine länger ausgelegte Ratenzahlung wollte er sich nicht einlassen, sondern forderte den Besitzer regelrecht dazu auf, ihm den Hund zu überlassen, damit er diesen euthanasieren könnte, denn er habe keine Lust, das Tier weiterhin auf seine Kosten durchzufüttern!!

Diese Aussage wurde auch gegenüber eines mittlerweile eingeschalteten Anwalts getätigt und sorgte für allgemeines Entsetzen!

Wir und sicherlich sämtliche Tierbesitzer und Tierfreunde waren immer der Ansicht, dass jemandem, der über Jahre hinweg Tiermedizin studiert hat und in diesem Bereich tätig ist, auch ein Herz für Tiere hat – dies schließt in vielen Fällen auch ein Herz für Menschen ein.

Verstehen können wir, dass Tierärzte nicht generell bereit sind, Ratenzahlungen als Regelleistung anzubieten, denn leider ist die Zahlungsmoral in den letzten Jahren gesunken. Auch die Arche 90 ist im Jahr 2013 u. a. durch die Gewährung von Darlehen an mittellose Tierbesitzer an ihre Grenzen gelangt, da teilweise noch nicht einmal Zahlungen von 5,00 €uro monatlich beglichen wurden.

In diesem speziellen Fall können wir jedoch kein Verständnis aufbringen: Nicht nur die Aufnahme des Hundes und die Durchführung der OP (ohne Einwilligung des Besitzers) verliefen suboptimal; die Reaktion des Tierarztes ist völlig unverständlich, herzlos und mit dem Tierschutzgedanken absolut nicht vereinbar.

Als Hohn betrachten wir die „Werbung“ dieser Tierklinik, die u. a. das folgende Statement auf ihrer Homepage veröffentlicht:

„Preise sind ein allgemeines Ärgernis. Uns ist bekannt, dass wir als teuer gelten. Unsere Preise richten sich nach der Gebührenordnung für Tierärzte, die zuletzt 1999 an die allge-meine Preisentwicklung angepasst wurde. Wenn Sie der Meinung sind, anderswo weniger zahlen zu müssen, so vergleichen Sie bitte auch die erbrachte Leistung. Billiger ist nicht immer preiswerter. Einem echten Vergleich stellen wir uns gern, denn wir wissen, dass wir dabei nicht schlecht abschneiden werden. Im übrigen: Qualität hat ihren Preis, nicht nur hier, nicht nur bei uns. Ihre Flugreise können Sie zu unterschiedlichen Preisen buchen. Die billigste muss nicht auch die beste sein.

Vertrauen und zwar Ihr Vertrauen ist die Basis unserer Arbeit. Wir wissen sehr wohl, dass es nicht leicht ist, blindlings zu vertrauen. Doch versichern wir Ihnen, dass wir stets das best-mögliche für Sie und Ihr Tier tun. Umgekehrt müssen aber auch wir zu Ihnen Vertrauen haben können. Wir müssen Ihren Angaben glauben können und wir müssen auch sicher sein, dass auch Sie bereit sind die Gegenleistung zu erbringen, nämlich unsere Leistung zu bezahlen.“

Namen möchten wir hier nicht bekannt geben, wir können aber alle Dortmunder Tierbesitzer beruhigen: Es handelt sich um keinen Tierarzt unserer Stadt!

Übrigens konnte Colin mittlerweile durch die Arche 90 e. V. „ausgelöst“ werden. In diesem Ausnahmefall haben wir Herrn F. ein Darlehen für die angefallenen Behandlungskosten gewährt.

Eine solche Einstellung den Tieren gegenüber scheint immer häufiger vorzukommen, wie u. a. der aktuelle Facebook-Kommentar einer Tierärztin beweist:

https://m.facebook.com/story.php…

Der Profit steht leider oft im Vordergrund und Tiere bleiben auf der Strecke.

Auch die Presse hat sich mittlerweile diesem Thema angenommen:

http://www1.wdr.de/…/video-lokalzeitgo-tierarzt-wollte-hund…

http://www.bild.de/…/ruhrgebiet/ruhrgebiet/tierarzt-4586800…

Wir wurden gefragt, wie man in diesem Fall helfen kann:

In diesem speziellen Fall sind nun erstmal die Anwälte beschäftigt. Finanziell kann man sicherlich den Halter des Hundes unterstützen. Colin befindet sich immernoch in tierärztlicher Behandlung da nach der Behandlung in o.g. Tierklinik diese keinesfalls abgeschlossen ist. Eher im Gegenteil. Die Behandlung ist bekannterweise sehr kostenintensiv. Wenn Sie den Halter des Hundes gerne finanziell unterstützen möchten, überweisen Sie auf eines unserer bekannten Spendenkonten mit dem Stichwort „Colin“ (WICHTIG!!!), wir werden diese Spenden selbstverständlich ohne Umwege direkt an den Halter weiterleiten.


*) Rassen-Info:

Harzer Füchse stammen, wie ihr Name schon sagt, aus dem Harz, wo sie ursprünglich als „Kuh-hund“ für das Hüten von Rinder (teilweise auch Ziegen) eingesetzt wurden. Diese Hütehunde waren unerschrocken und mutig, war doch gefordert, dass sie sich zum Schutze ihrer Hirten selbst Bullen in den Weg stellten, um diese abzuwehren. Daneben schützten sie Hirten und Vieh vor Angriffen durch tierische und menschliche Räuber!

Zu DDR- Zeiten arbeiteten die Harzer Füchse dann meist an den großen Schafherden der LPGs. Der Beruf des Schäfers hatte in der DDR viel Tradition und Ansehen und mit den Schäfern war der Fortbestand der Harzer Füchse (zunächst) gesichert. Andernfalls wär diese Hütehunde-Rasse ver-mutlich schon ausgestorben!

In der heutigen Zeit geht es dem Harzer Fuchs so wie vielen alten Nutztierrassen – es gibt keine Aufgaben mehr für sie (es gibt immer weniger Schäfer, Landwirte halten ihr Vieh im Stall bzw. auf umzäunten Koppeln, benötigen also keine Hütehund mehr).

Trotzdem gibt es gute Erfahrungen mit der Haltung von Harzer Füchsen in Privathand, wenn ge-währleistet ist, dass den Hunden Herausforderungen, ein hohes Maß an Bewegung und die Mög-lichkeit, ihre Intelligenz unter Beweis zu stellen, gegeben werden. Im Hundesport, als Rettungs¬hund, Behindertenbegleithund etc. fühlt sich ein Harzer Fuchs wohl. Ihn als reinen Familienhund zu halten und nur mit ihm spazieren zu gehen, reicht ihm in der Regel nicht aus.