Tierschutz muss auch Menschenschutz sein

Katzen aus völlig verwahrloster Wohnung gerettet – Halterin in psychologischer Betreuung

Wenn Tiere leiden oder verwahrlosen, steckt nicht immer ein böser Wille dahinter. Manchmal ist es schlichtweg die eigene Überforderung, die nicht wahrgenommen wird. Diese Erfahrung mussten wir vergangenen Monat erneut machen, als eine Frau mittleren Alters um finanzielle Unterstützung bei der Kastration ihres Katers bat. Irritiert durch die verschlissene Kleidung und den unangenehmen Geruch der Frau beschlossen wir, vor Ort mal nach dem Rechten zu sehen. Die böse Vorahnung sollte sich leider bestätigten.

Die Wohnung, in der die Frau mit ihren beiden erwachsenen, aber geistig behinderten Kindern lebte, war vollkommen verdreckt. Der Gestank verschlug den Arche-Mitarbeitern schon beim Öffnen der Haustür den Atem. Schwarzer Schimmel und Kot bedeckten Boden und Wände. Meterhoch stapelte sich Hausrat, Müll und Kleidung in den Ecken. Eine typische Messie-Wohnung. Und in all dem Dreck lebte nicht nur die eine Katze, von der die Frau berichtet hatte, sondern gleich 14 und ein Kaninchen. „Für die Tiere gab es nicht ein einziges Katzenklo“, berichtet die Arche-Mitarbeitern, die vor Ort im Einsatz war. „Die Katzen haben eben dahin gemacht, wo sie gerade standen.“ Unhaltbare Zustände, die sich natürlich auf die Gesundheit der zum Teil erst wenige Monaten alten Tiere auswirkten. „Sie waren alle massiv verfloht, einige hatten auch Katzenschnupfen“, so die Arche-Mitarbeiterin, „Es war einfach fürchterlich.“

Im Gespräch mit der Halterin wurde schnell klar, dass hier der sozialpsychiatrische Dienst eingeschaltet werden muss. „Ihr war überhaupt nicht bewusst, in welchem Zustand die Wohnung war“, erzählt die Arche-Mitarbeiterin. Die Frau hielt die Wohnung für sauber und gepflegt. Erst nach einigen überzeugenden Gesprächen war sie bereit, die Tiere in Obhut zu geben und sich helfen zu lassen. Für die Arche-Mitarbeiterin keine leichte Situation. „In so einem Moment muss man den Menschen klar machen, dass man nur Gutes will. Tierschutz muss manchmal eben auch Menschenschutz sein.“

Der Einsatz sollte sich lohnen: Mittlerweile leben nur noch zwei Katzen im Haushalt, der Rest konnte erfolgreich bei Pflegestellen bzw. im Tierheim aufgenommen werden. Die verbliebenen Tiere sollen langfristig ebenfalls ein neues Zuhause finden. Der Halterin und ihren beiden erwachsenen Kindern hat der Vermieter fristlos gekündigt. Sie sollen vorerst in einer Notunterkunft untergebracht und weiterhin durch den sozialpsychiatrischen Dienst betreut werden. Ein Neustart hoffentlich mit „Happy-End“ für Mensch und Tier.

(Bild- und Fotomaterial dürfen im Zusammenhang mit diesem Bericht und/oder für Tierschutzzwecke unter Nennung von „Tierschutzorganisation Arche 90 e. V. – Dortmund“ frei verwendet werden)