Lämmer halb erfroren und fast verhungert

Die Geschichte des Schäfers aus Castrop, der seine Tiere stark vernachlässigt, nimmt einfach kein Ende. Bereits im Frühjahr 2020 berichteten wir hier über erkrankte Schafe und Lämmer-Kadaver auf der Weide. Seitdem behalten wir die Situation im Blick. Jetzt hat die Geschichte einen neuen, traurigen Höhepunkt. Der Schäfer übergab uns zwei halbtote Lämmer, übereinander gestapelt in einem Eimer.

„Mein erster Gedanke war: Die Tiere haben keine Überlebens-Chance“, erzählt Arche90-Mitglied Gabi Bayer, die beim Einsatz vor Ort war. „Sie waren abgemagert, stark dehydriert und völlig unterkühlt.“ Trotzdem setzt sie alle Hebel in Bewegung, ruft schon von unterwegs bei einer Tierärztin in Waltrop an. Es muss schnell gehen. Infusionsbeutel werden vorgewärmt, die Praxis auf die beiden Notfälle vorbereitet. Die Lämmer haben großes Glück: Dank des beherzten Einschreitens überleben beide Tiere die ersten Stunden nach der Übergabe, langsam stabilisiert sich ihr Zustand.

„Ein befreundeter Schäfer wird die beiden aufnehmen und sie großziehen“, erzählt Gabi Bayer. Sie ist erleichtert, dass die kleinen Wollknäuele gerettet werden konnten. Aber die Freude währt nur kurz. Der bevorstehende Wintereinbruch macht der Tierschützerin große Sorgen. „In den nächsten Tagen sollen die Temperaturen weit unter den Gefrierpunkt rutschen“, erzählt sie.

Die Herde des Schäfers aus Castrop hat keinen Unterschlupf, keinen Stall, der sie vor der Eiseskälte schützt. Darunter leiden vor allem die Lämmer, die noch kein dichtes Felld haben. „Ich weiß wirklich nicht, wie die Tiere das überleben sollen“, sagt Gabi Bayer besorgt. Sie wird die Herde noch intensiver beobachten – und im Notfall die Polizei zu Hilfe rufen.

Aber nicht nur die Schafe leiden unter der Ignoranz ihres Besitzers. „Auf der Wiese streift außerdem noch ein großer Kangal umher, der sehr stark humpelt“, beschreibt die Tierschützerin. Offensichtlich hat das Tier Schmerzen, wird aber nicht ärztlich versorgt. Die Lage spitzt sich immer mehr zu.

„Aber wir geben nicht auf!“, versichert Gabi Bayer. „Wir kämpfen weiter für die Schafe, bis sich an der Situation endlich etwas ändert.“

(Bild-Hinweis: Die Ohrmarken der Lämmer wurden aus Datenschutzgründen unkenntlich gemacht.)