Einsatzberichte: Hunde ein Jahr lang nicht vor die Tür gelassen
Arche rettet vier Tiere aus Messie-Haushalt – Besitzerin hatte Selbstmordgedanken
Wird die Seele eines Menschen krank, gerät oft das ganze Leben aus den Fugen. Häufig fehlt den Betroffenen die Kraft, sich selbst aus dem Strudel der Verzweiflung zu befreien. Sie verstecken ihren Schmerz und ihre Überforderung, bis das Chaos um sie herum nicht mehr zu vertuschen ist. Meist sind es dann Freunde und/oder Familie, die Hilfe holen. So auch in einem Fall, um den sich die Arche Mitte Juni gekümmert hat.
Eine junge Frau informierte uns, dass sich ihre Mutter nicht mehr um ihre zwei Hunde kümmern könne. Ein Team der Arche fuhr daraufhin gemeinsam mit der Frau zur Wohnung ihrer Mutter. Im Hausflur empfing uns der schon fast vertraute Geruch von Urin und Kot. Dementsprechend sah die Wohnung aus. Den Boden bedeckte ein Teppich aus Müllbeuteln, Essensresten und verschmutzter Kleidung. Die Rollläden waren heruntergelassen, der Strom abgeschaltet.
In all dem Dreck lebte die Frau (Mitte 50)mit ihren beiden Hunden. „Sie wirkte so verzweifelt“, erzählt eine unserer Mitarbeiterinnen später, „als hätte sie sich aufgeben.“ Die Frau schien psychisch schwer angeschlagen, sprach gegenüber unserem Team von Selbstmordgedanken. Schnell war klar: Hier brauchen nicht nur die Tiere Hilfe. Die Arche schaltete den Sozialpsychiatrischen Dienst ein, der die Frau in Augenschein nehmen sollte.
Die beiden Hunde gab die Besitzerin uns freiwillig mit. „Cue“ und „Bonnie“ bekamen zwar genug zu fressen, haben aber seit einem Jahr kein Tageslicht mehr gesehen. Ihr Geschäft verrichteten sie einfach in der Wohnung. Und nicht nur das: Im Gespräch mit der Besitzerin stellte sich raus, dass die Hunde Nachwuchs bekommen haben, der auch im Haushalt lebt. Die beiden sieben Monate alten Welpen „Johnson“ und „Peppi“ waren noch nie in ihrem Leben vor der Tür, auch sie erleichterten sich einfach dort, wo sie gerade standen.
Die Isolation hat ihre Spuren hinterlassen. Als unser Team mit den Hunden die Wohnung verließ und auf die Straße trat, fing „Cue“ ganz fürchterlich an zu schreien. „Er war einfach völlig überflutet von den Reizen“, erzählt unsere Mitarbeiterin. „Diese Schreie werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“
Unser Team hat die Elterntiere vorläufig in einer Tierpension untergebracht. Um die Welpen kümmert sich der Bergkamener Tierschutzverein „Bella Luna“.
Alle vier warten jetzt auf ein neues, liebevolles Zuhause. Wir drücken ganz doll die Daumen!
Info: Interessenten können eine Nachricht mit Angabe des Namens und der Telefonnummer auf unserem Info-Band hinterlassen (Tel: 0231 – 87 53 97) oder eine Mail an info@arche90 schreiben. Dabei sollte aber beachtet werden, dass es sich um Tiere aus schlechter Haltung handelt, die weder Alltagseindrücke gewohnt, noch stubenrein sind. Künftige Halter sollten ein großes Herz, viel Zeit und noch mehr Geduld mitbringen, um die Tiere an ein normales Hundeleben zu gewöhnen. Es steht darüber hinaus noch nicht fest, ob „Cue“ und „Bonny“ einzeln vermittelt werden können, da sie sehr aneinander hängen.
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