Aufgedeckt: Illegaler Singvogelfang in Dortmund

Autor: Andrea  |  Fotos: Günther

Per Mail und über unser Infotelefon erhielten wir am 10.02.2017 die Meldung, dass in einer Kleingartenanlage offensichtlich eine Singvogelfalle aufgebaut war. Wir konnten uns zunächst gar nicht vorstellen, dass in Dortmund tatsächlich versucht wird, illegal Singvögel aus der Natur zu entnehmen, aber die per E-Mail zugesandten Fotos ließen darauf schließen, dass sich tatsächlich jemand als Vogelfänger betätigt.

Üblicherweise kennt man dies aus den südeuropäischen Ländern, in denen Singvögel auf ihrem Flug in die Winterquartiere bzw. dem Rückflug in ihre Heimatquartiere eingefangen werden, um als zweifelhafte Delikatesse in dubiosen Lokalen angeboten werden.

In Deutschland wurden noch im letzten Jahrhundert Singvögel gefangen, um sie als „schöne Sänger“ in den Wohnstuben zu halten. Vogelfänger der „Neuzeit“ verkaufen die gefangenen Tiere an „Liebhaber“ seltener oder besonders schöner heimischer Arten, denen die Haltung der üblichen Haustiere nicht den zweifelhaften „Kick“ geben kann. (ähnlich wie den Halter von Servalen/ Savannah-Katzen, Erdmännchen u. ä. exotischen Tieren).

Diese Vögel (z. B. verschiedene Finkenarten, Stieglitze, Kleiber u. a.), die in Freiheit aufge-wachsen sind und Brutreviere von rd. 250 m² besiedeln, müssen bei solchen „Tierfreunden“ ein meist einsames Leben in kleinen Käfigen fristen. Ob sie artgerecht versorgt werden, ist auch nicht sicher. Sicher ist nur: Diese Vögel leiden und sterben auch häufig bei den Fang-versuchen!
Egal zu welchem Zweck Singvögel gefangen werden, es ist in Deutschland in jedem Fall illegal.
Unsere Einsatzfahrer machten sich also auf den Weg zum beschriebenen Kleingarten in der östlichen Innenstadt und wurden tatsächlich fündig!!!

Hinter einem Vogelfutterhäuschen hing der Lautsprecher einer Tonbandanlage, die ständig Vogelgezwitscher abspielte, um entsprechende Wildvögel anzulocken.

Unterhalb des Futterhäuschens war eine Art Schlagfalle aufgebaut. Ein Rahmen aus Holz-leisten war mit Netzen bespannt und hochkant unterhalb des Futterhäuschens aufgestellt worden. Mittels einer am Rahmen befestigten Schnur konnte der Vogelfänger das Netz auslösen, so dass der Rahmen auf den darunter sitzenden Vogel fiel und diesen einfing (Foto s. Folgeseite).

Saß der Vogel unter dem Netz, konnte er verletzungsfrei eingefangen werden, versuchte er reflexartig auszuweichen, konnte es passieren, dass das Tier vom Holzrahmen getroffen und verletzt wurde.

Selbst wenn die Vögel nicht vom Holzrahmen getroffen wurden, erlitten diese Wildtiere trotzdem Todesangst und konnten sich durch ihre panischen Bewegungen im Netz ver-letzen.

Der ganze Einsatz artete letztendlich in einer größeren Aktion mit Polizei und Umweltamt aus. Die aufgestellten Singvogelfallen sowie die Tonbandanlage wurden durch das Umwelt-amt beschlagnahmt, in einer Voliere wurden gefangene Singvögel gefunden, die zunächst zur gesundheitlichen Kontrolle in einer Pflegestelle untergebracht wurden (um später selbstverständlich wieder in die Freiheit entlassen zu werden!!).

Wir hoffen, dass der „Vogelfänger“ eine entsprechende Strafe erhält. Der Fang von Wild-vögeln kann mit empfindlichen Maßnahmen geahndet werden, da es sich beim Fang der Tiere um Verstöße gegen das Naturschutzgesetzt handeln kann, die auch mit einer

Freiheitsstrafe belegt werden können. Zudem liegen ggf. Verstöße gegen die Bundesarten-schutzverordnung und das Tierschutzgesetz vor!

„Passend“ zu diesem Einsatz hat die WDR-Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ in ihrer letzten Sendung vom 12. März 2017 ebenfalls über das Thema „Illegaler Singvogelfang“ berichtet. Diesen sehr interessanten Beitrag können Sie sich in der WDR-Mediathek unter dem folgenden Link ansehen: Skrupellose Geschäfte mit einheimischen Singvögeln

Wie uneinsichtig und wenig schuldbewusst Vogelfänger reagieren, können Sie in einem interessanten Beitrag der Thüringer Allgemeine nachlesen.

Einen Bericht von Spiegel TV können Sie unter diesem Link verfolgen.  Spiegel.de